Montag, 27. September 2010

Unibräuche in Italien

An der Uni Padova finden zur Zeit Abschlussprüfungen statt. Diese finden nicht wie in Deutschland üblich in den eigentlichen Fakultätsgebäuden - die wie auch in Tübingen und anderen alten Universitätsstädten quer über die Stadt verteilt liegen - sondern im alten Hauptuniversitätsgebäude im Zentrum der Stadt statt. Nach bestandener Prüfung warten dann Freunde und Familie vor dem Palazzo Bo auf den "Dottore". So wird man hier nämlich nicht nur nach der Promotion, sondern schon nach einem "einfachen" Uniabschluss genannt. Oder eben "Dottoressa".
Die festa di laurea beginnt mit eine öffentliche Zurschaustellung aller Schandtaten aus dem Leben des Studenten. Diese wurden von den Freunden und Studienkollegen schriftlich festgehalten und müssen dann vom Absolvent laut vor der ganzen versammelten Familie vorgelesen werden. Meist muss er dazu seine normale Kleidung gegen eine ziemlich erniedrigende Verkleidung eintauschen - ich konnte leider kein Bild machen, weil ich bisher immer wenn ich so eine "Feier" gesehen habe keine Kamera dabei hatte. Nicht dass es reichen würde den Absolventen damit lächerlich zu machen, er wird auch noch mit Eier, Milch u.ä. beworfen. Zum Glück haben wir diese Tradition nicht in Deutschland :D.
Natürlich wird auch mit dem Alkohol nicht gegeizt, was aber manche Feiern relativ schnell beendet. Mein Mitbeowhner hat mir von einer Freundin erzählt, deren etwas wohlhabendere Eltern ihr eine Party auf einer Landvilla organisiert haben zu der es aber nicht mehr kam nachdem sie sich schon nach 40 Minuten übergeben musste und es ihr danach nur noch schlecht ging.

Die ersten Erfahrungen an der Uni

Heute stand der Termin auf dem "Ufficio di Relazioni Internazionali" (Dezernat für Internationale Beziehungen) an, welcher den offiziellen Beginn meines Aufenthalts in Padova darstellt. In Erwartung des Schlimmsten was einem auf einem Amt passieren kann - ewiges Warten und dann noch plötzlich auftauchende fehlende Dokumente - machte ich mich auf den Weg zum Palazzo Bo, dem Hauptsitz der Università degli Studi di Padova.
Wider erwarten öffneten sich dessen Türen auch pünktlich um 10. Also reingegangen und nach dem richtigen Schalter geschaut - diesmal ging es noch ohne Nummer ziehen. Dort dann meine Sachen abgenommen bekommen mit der Aussage, dass solange ich auf der gegenüberliegende Bank wäre um meine Versicherung für das Semester zu zahlen, alle benötigten Dokumente vorbereitet würden. Ich war gespannt ob am Ende auch alles schon fertig sei.
Dann also raus aus dem Büro, durch den Regen - natürlich regnet es genau an dem Tag, an dem ich aus dem Haus muss -, und rein in die Bank, hier die Nummer ziehen und entspannt auf einem Stuhl warten bis sie auf der Anzeige erscheint. Neben mir saß eine andere Erasmus-Studentin, die mich noch darauf hinwies, dass man auf dem Formular die eigenen Daten ausfüllen muss bevor man an den Bankschalter geht. Nach ca. 5 Minuten war es dann soweit, ich war dran und konnte meine Verischerung ohne Probleme bezahlen.
Wieder zurück in das Büro für Internationale Beziehungen und meine Unterlagen bekommen. Alles war vollständig und ich konnte weiter in das nächste Büro, in dem man die Aufenhaltsgenehmigung bekommt. Bei mir lief das auch alles absolut problemlos. Anders erging es einem Brasilianer, der am anderen Tisch saß. Er brauchte die Bestätigung seines Vermieters und musste angeben wie er eingereist ist und mit welchem Transportmittel. Die Sache wurde noch dadurch erschwert, dass er nicht aus Brasilien kam, sondern davor in Göttingen war. Che casino!
Interessant ist auch, dass die 2 Frauen, die täglich mit Ausländern zu tun haben auf diesem Büro trotzdem nur sehr schlecht englisch sprechen - selbst mit den für diese Angaben grundlegenden Dingen Probleme habem - und sich ständig gegenseitig helfen müssen. Für mich war es kein Problem, aber wenn 2 Menschen verschiedener Sprachen miteinander kommunizieren müssen ohne dass beide die Mittlersprache einigermaßen gut sprechen, dann ist es wahrlich etwas kompliziert.
Um endgültig alles für die Uni zu erledigen muss ich innerhalb der nächsten 2 Wochen noch in das Studentensekretariat und meine Kurs eintragen lassen. Da aber in meiner Fakultät noch kein Vorlesungsverzeichnis des kommenden Semesters besteht, muss das noch etwas warten. Auch ok, dann muss ich nicht mehr in den Regen ;).

Donnerstag, 23. September 2010

Alltagsphänomene

Die letzten Blogeinträge haben sich großteils nur auf die verschiedenen Ausflüge bezogen, die ich bisher in Italien gemacht habe. Nach einem knappen Monat - wenn auch mit einer kurzen Unterbrechung - versuche ich nun meine Erfahrungen und kleineren Alltagsprobleme festzuhalten.

Ein sehr elementares Problem ist die Nahrungsmittelbeschaffung. Es gibt zwar bei uns in der Straße einen kleinen Supermarkt, welcher jedoch im Angebot relativ begrenzt ist und außerdem durch die Nähe zum Bahnhof etwas teurer als normal ist. Für kleinere Besorgungen also ok, aber für den "Wocheneinkauf" - der für mich auch nicht so groß ausfällt, trotzdem ungeeignet.
Als wir noch ein Auto hatten sind wir einmal zum Auchan gefahren - groß und gutes Angebot - der auch nicht sooo weit weg schien. Hat sich dann aber herausgestellt, dass ich zu Fuß doch eine halbe Stunde einfach brauche. Also fällt der auch weg, da es sich zeitlich nicht lohnt und ich auch wenig Lust habe meine Einkäufe so weit zu schleppen.
Also bleiben nur noch 2 Spar (kurzer Einschub: warum ist Spar in Deutschland eigentlich total verschwunden und es gibt ihn noch in Österreich und Italien?) und ein Pam in mittlerer Entfernung, die alle relativ gut ausgestattet sind.
Bleibt nur noch das Problem, was zu kaufen: es gibt immer soo viel was mich anlacht, dass man ständig dazu verleitet wird zu viel zu kaufen und dann das Problem hat, dass es schlecht wird. Aber dieses Problem löst sich hoffentlich mit der Zeit, wenn ich mich daran gewöhnt habe hier alle diese leckeren italienischen Produkte immer zu bekommen ;).

Um noch einmal kurz auf das Distanzproblem zurückzukommen: es löst sich hoffentlich bald, da ich das alte Fahrrad eines aktuellen, kurzfristigen Mitbewohners haben kann. Er kommt aus Sevilla und hat letztes Jahr hier in Padova Erasmus gemacht und musste jetzt noch 2 Klausuren nachholen. Da es sich nicht lohnt das absolut seriös erworbene Fahrrad nach Spanien zu bringen, bekomme ich es nun. Ein weiterer positiver Nebeneffekt dieses Mitbewohners ist es, dass er selbst schon die Erfahrung gemacht hat allein in eine fremde Stadt zu kommen und niemanden zu kennen und er mir schon angeboten hat mir in Sevilla zu helfen und ihn zu besuchen :). Er hat auch schon eine Freundin, von der er wusste, dass in ihrer Wohnung bald ein Zimmer frei wird, gefragt ob ich es haben könne ab Februar.
Man merkt einfach, dass in Südeuropa viele Dinge einfach besser laufen über Beziehungen. So kommt man an eine Wohnung - wie schon in Padova geschehen -, ein Fahrrad, Uni-Mitschriebe, ... quasi fast alles zum "überleben" wichtige.

Kurzer Exkurs noch über die nich ganz so schönen Eigenschaften der Norditaliener: die Abneigung gegen Farbige und Süditaliener ist teilweise schon sehr stark. In meinem Zimmer musste eine Wand gestrichen werden. Als der Maler kam, schaut er sich die Wand an, überlegt was er alles machen muss, meint dann: "Ich hole jetzt mein Werkzeug und was ich sonst noch brauche aus dem Auto. Zum Arbeiten komme ich dann mit meinem schwarzen Assistenten, aber du brauchst keine Angst haben, der macht nichts." Ahja, aber sonst ist alles ok? Komischerweise ist trotz der Ankündigung kein Assistent erschienen. Wahrscheinlich dachte er, dass könne man dem armen deutschen Mädel nicht antun.

Mittwoch, 22. September 2010

Alpen

Diesmal wurde der Weg über die Alpen über die Luft zurückgelegt. Diesmal war auch - im Gegensatz zum Hinflug letzten Freitag - gutes Wetter und man hatte eine echt gute Sicht erst auf den Bodensee, dann auf die Alpen und schließlich die venezianische Lagune.
Aus dem Flugzeug sind die Alpen noch faszinierender als aus dem Auto, man sieht die verschiedenen Hangformen viel besser. Faszienierend wie so ein Gebirge entstanden sein muss. Vor allem wie flach es dann in Italien gleich darauf weiter geht.
Mit dieser Aussicht verging auch der sowieso schon kurze Flug wie im Flug ;).

Sonntag, 12. September 2010

Vicenza

Bevor die Uni anfängt, erkunde ich zum Zeitvertreib noch die - mit dem Zug gut zu erreichende - Umgebung Padovas. Vicenza liegt, mit dem billigen, normalen Zug, eine knappe halbe Stunde westlich von Padova. Die Stadt ist sehr stark durch den Architekten Andrea Palladio geprägt. Er wird als einer der ersten Berufsarchitekten angesehen. Neben einigen öffentlichen Gebäuden entwarf er vor allem auch Villen für die gehobene Gesellschaft Vicenzas. Neben diesen architektonischen Schätzen ist Vicenza auch für seine Goldschmiede berühmt. Nicht aus Zufall ist Vicenza Partnerstadt von Pforzheim.
Meinen Rundgang startete ich am Dom von Vicenza, einem Backsteindom mit - glaube zu mindest ich - Sandsteinfassade auf der Eingangsseite.

Weiter ging es an diesem lustigen Brunnen vorbei, in dem leider kein Wasser floss. Wäre interessant zu wissen ob sich die Figuren dann bewegen.

Schließlich erreichte ich den Hauptplatz Vicenzas, die Piazza dei Signori, mit der riesigen Basilica Palladiana, eigentlich keine wirkliche Basilica, sondern von Palladio nur so genannt nach antikem Vorbild. Es wurde damals als Rathaus genutzt und ist auch im unteren Teil mit Geschäften - großteils Juwelieren - ausgestattet.

Auf der anderen Seite der Piazza befindet sich der Palazzo del Monte di Pietà. In dieses ehemalige Pfandhaus aus dem 16. Jahrhundert ist die Kirche Santa Maria dei Servi integriert.

Am westlichen Ende des Centro Storico befindet sich der Palazzo Chiericati, welcher auch von Andrea Palladio erbaut wurde. Der Palazzo beherbergt seit 1885 das städtische Museum Vicenzas, Museo Civico, und eine städtische Kunstsammlung.


Nachdem wir in Montagnana die Ritterspiele ja um 2 Tage verpasst hatte, hatte zu mindest ich noch das Glück mir den mittelalterlichen Markt und die verschiedenen Umzüge in Vicenza anzuschauen. Auf dem Markt waren alle möglichen Handwerker vertreten wie Kupferschmiede, Korbflechter, Glasbläser, uvm. Daneben gab es einige Vergnügungsstände für Kinder und Verpflegungsstände mit Gegrilltem und ein paar süßen Sachen.
Im großen und ganzen hat er sich aber nicht von vergleichbaren Veranstaltungen in Deutschland unterschieden.


Abschließend lässt sich sagen, dass Vicenza nicht umsonst UNESCO Weltkulturerbe ist, da die Stadt archtektonisch einiges zu bieten hat. Auch wenn ich hier nur einige wenige Palazzi gezeigt habe, da sie sich untereinander nicht groß unterscheiden, wird die Schönheit der Stadt deutlich.

Samstag, 11. September 2010

Cesenatico

Zwar waren wir eigentlich in einem Hotel in Pinarella, jedoch gibt es dort nicht unbedingt viel zu sehen. Das einzig intressante ist meines Erachtens nach der Pinienwald zwischen Strand und Ort, den es eigentlich an der ganzen Adria gibt, an vielen Orten aber im Zuge des Tourismus abgeholzt wurde. Schöner ist die Altstadt Cesenaticos, welches nicht nur aus Hotels und Touristenrestaurants besteht ;).
Cesenatico ist durch einen Kanal in zwei Teile, Levante und Ponente, getrennt. Über diesen Kanal kommt man nur über eine oder zwei Brücken relativ weit im Landesinneren oder mit einer Fähre, die im ersten Bild im Vordergrund zu sehen ist.


Hier die Badewanne Cesenaticos, die durch eine Steinbarriere vom "normalen" Meer abgetrennt ist. Uns hat das Meer in Pinarella ohne Barriere jedoch mehr gefallen, da so aufgrund des etwas windigeren Wetters für Adria-Verhältnisse hohe Wellen zu Stande kamen.


Hier noch der Kanal bei Nacht und das einzige schwimmende Museum Italiens. Auf dem oberen Teil des Kanals sind typische Schiffe der Romagna aus dem 17. und 18. Jahrhundert ausgestellt. Dieser Teil läd auch abends zum Flanieren ein.

Freitag, 10. September 2010

Florenz

Da der Italienaufenthalt nicht nur Arbeit, sondern auch Vergnügen und Urlaub sein sollte ging es in den folgenden Tagen unter anderem noch nach Florenz. Aus Cervia fuhren wir eine kleine Straße über den Apennin um noch ein bisschen die Bergkette zu bewundern, Autobahnen gibt es ja schließlich auch in Deutschland genug. Die Straße war dann doch noch abenteuerlicher als wir sie uns vorgestellt hatten, teilweise ging es mit 20km/h um die Serpentinen. Das hindert italienische Lastwagenfahrer natürlich nicht dort auch mit ihrem 40-Tonner beide Spuren zu belegen.


Florenz ist eine wunderschöne Stadt – wenn da nicht ständig die 50-Asiaten-Reisegruppen wären, die blind ihrem Reiseführer folgend von einer Sehenswürdigkeit zur anderen laufen ohne die wahre Schönheit zu erkennen.

Angefangen haben wir unseren Rundgang am Dom, welcher meiner Meinung nach um einiges schöner ist als der Markusdom in Venedig, da die verschiedenen Farben der Fassade bewusst immer für die gleichen wiederkehrenden Muster eingesetzt wurden und nicht alles einfach durcheinander angeordnet ist. So gibt er an sich auch ein viel ruhigeres Bild ab.


Weiter ging es durch einige Gässchen zum Ponte Vecchio auf dem es, seit einem Dekret aus dem Jahre 1593, nur noch Goldschmiede. Ursprünglich waren auf der Brücke viele Schlachter und Gerber ansässig. Da diese ihre Abfälle jedoch in den Arno warfen entstand ein ziemlicher Gestank. Um dagegen vorzugehen erließen die in den Palazzo Vecchio und Pitti lebenden Adeligen oben genanntes Dekret.


Donnerstag, 9. September 2010

Padova und Umgebung

Nach längerer Zeit ohne Auslandsaufenthalt steht nun ein ereignisreiches Jahr bevor. Erste große Station war Padova, Italien.

Über die Alpen ging es schon sehr früh – wir hatten dort noch einiges zu erledigen – in Richtung Italien. Glücklicherweise neigten sich die Schulferien in Deutschland schon dem Ende zu und so hatten wir die Straßen – sowie später auch den Strand – fast für uns allein.

Erste Station war Padova, wo wir einige Formalitäten für meinen Aufenthalt an der Università degli Studi di Padova zu regeln. Nach den ganzen Geschichten, die man schon über Behördengänge in Italien gehört hat, waren wir gespannt wie es uns ergehen würde. Wider erwarten ging alles ganz schnell, und ohne großen Aufwand konnten alle bis zu diesem Zeitpunkt erforderlichen Aufgaben erledigt werden. Beim Kauf einer SIM-Karte am nächsten Tag erlebten wir jedoch noch einen „Behörden“-Gang der typischen Art. Im schon von zahlreichen telefonino-verrückten Italienern bevölkerten Laden mussten wir erst einmal eine Nummer ziehen um anschließend eine gute Stunde zu warten. Während der Wartezeit beobachteten wir das Treiben im Laden. Jeweils zwei Verkäufer kümmerten sich um einen Kunden, die ihre großen oder kleinen Problemchen mit dem geliebten telefonino schilderten. Nachdem wir endlich an der Reihe waren, lief der weitere Kauf auch problemlos ab, auch wenn es einfach faszinierend ist wie man so langsam arbeiten kann.

Da im Großen und Ganzen doch weniger zu tun war als angenommen hatten wir noch Zeit die Umgebung von Padova mit dem Auto auszukundschaften. In den nahegelegenen Colli Euganei machten wir eine kleine Wanderung und genossen die Natur.


Ausgehend von Teolo ging es einmal um den Monte Grande und wieder zurück.
Leider mussten wir uns im zweiten Teil der Wanderung etwas beeilen, da sich im Nachbartal schon ziemlich schwarze Wolken auftürmten. Wir schafften es auch gerade noch rechtzeitig wieder ans Auto und mussten keine unfreiwillige Dusche über uns ergehen lassen.

Als der Regen sich verzogen hatte, fuhren wir noch in das schöne Städtchen Montagnana mit seiner noch vollkommen erhaltenen, mittelalterlichen Stadtmauer. Leider waren wir zwei Tage zu früh, denn dort finden jedes Jahr am ersten Sonntag im September Ritterspiele statt. So konnten wir leider nur die Vorbereitungen beobachten.


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